Die Berufungsfabrik
Martin Luther hat den Beruf erfunden.
Nicht mehr nur Mönche und Nonnen, nein jede und jeder hat einen Beruf und damit auch eine Berufung. Was ist daraus geworden? Hat Beruf auch heute noch etwas mit Berufung zu tun? Spielt der Dienst am Nächsten in der Arbeitswelt eine Rolle? Und wo finden Menschen Sinn in ihrem Leben?
Die Berufungsfabrik öffnete in der Weltausstellung Reformation unter dem Titel „Tore der Freiheit“ vom 20.05. bis 10.09.2017 in Wittenberg und in der DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund und ging diesen Fragen auf den Grund.
Die Berufungsfabrik war eine 200 Quadratmeter große interaktive, erlebnisorientierte Ausstellung rund um das Thema Beruf und Berufung und der Frage, wie Beruf und Berufung in unserer heutigen Arbeitswelt zusammengehören. Die Ausstellung regte dazu an, die Arbeits- und Berufswelt persönlich zu erkunden. Es ging um die eigenen Erwartungen an die Arbeit, um aktuelle Konflikt- und Entscheidungssituationen als Mitarbeiter/in oder Leitungsperson, um das Engagement für bessere Arbeitsbedingungen und um die Frage nach dem Gesicht der Arbeit in einer digitalisierten Welt.
Aufgebaut war die Ausstellung an den Wallanlagen rund um die Wittenberger Altstadt und bespielte eine Grünfläche im Innenhof des Weber-Hauses zwischen Schlossstraße und Luthergarten. Sie bestand aus 6 Stationen, die erste Station schaffte einen Spannungsbogen zwischen den Begriffen „Berufung“ und „Fabrik“. Menschen verbringen einen großen Teil ihrer Lebenszeit bei der Arbeit; dieses Thema spricht jeden und jede an. Die zweite Station stand unter der Überschrift „Was machst Du hier eigentlich?“ und regte die Besucher und Besucherinnen an, in eine Selbstreflexion einzutreten. In der dritten Station ging es um die Erweiterung der Wahrnehmung auf wichtige Faktoren zum Thema „Arbeit“, quasi eine persönliche „Qualitätskontrolle“. Die Stationen vier und fünf behandelten die Spielregeln für eine gute Arbeit, diese müssen immer wieder angepasst/ausgetauscht und erneuert werden, um dem Leben gerecht zu werden und neue Kompromisse einzugehen. In der letzten Station ging es um neue Regeln und eine neue Aufstellung in der neuen Arbeitswelt. Was werden künftig Vertrauen, Empathie, Sinn, Vertrauen in der Arbeitswelt bedeuten, und wird es dann noch so etwas wie „Berufung“ geben? Die sechste Station regte an, selbstständig darüber nachzudenken, ohne direkte Antworten zu liefern.
Die Berufungsfabrik wurde vom SI gemeinsam mit dem Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik, dem Evangelischen Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt e.V., der Hans-Böckler-Stiftung und der Stiftung Sozialer Protestantismus entwickelt.
Am Ziel waren die Besucherinnen und Besucher ermutigt, ihre Berufung zu ergreifen, Verantwortung und Solidarität zu leben und für sich selbst die Fragen zu beantworten, ob ihr Beruf auch noch etwas mit ihrer Berufung zu tun hat. Ganz nach dem Motto: Meine Berufung ist ein lebenslanger Weg.
Die „Erfindung“ des Berufs durch Martin Luther war eine der ganz großen religiös-sozialgeschichtlichen Innovationen im Zuge der Reformation. Nicht mehr nur Mönche und Nonnen, sondern jede Frau und jeder Mann hatte einen Beruf und damit auch eine Berufung. So konnte Luther formulieren: „Ein Knecht, eine Magd, ein Vater, eine Mutter sein, das sind solche Lebensformen, die durchs göttliche Wort eingesetzt und geheiligt sind und Gott wohl gefallen.“ (WA 25, 385, 26-29)