„Herausragende Rolle in der empirischen Erforschung kirchlicher Handlungsfelder“

Prof. Eurich, der Beirat des SI besteht aus vier Personen, alles sehr angesehene Persönlichkeiten des Wissenschaftsbetriebs. Was können diese Menschen dem SI geben?
Normalerweise berät und unterstützt ein Beirat politische Entscheidungsträger:innen oder wirtschaftliche Vorstände durch wissenschaftlich fundierte Gutachten und Analysen in verschiedensten Themengebieten. Nun ist das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD selbst eine wissenschaftliche Einrichtung. Die Rolle dieses Beirats sehe ich daher etwas anders: Zum einen beraten wir das SI zu seinen Forschungsprojekten, ganz gleich, ob es sich dabei um Auftragsarbeiten z.B. für eine Landeskirche oder um Grundlagenforschung etwa zum zivilgesellschaftlichen Engagement von Kirchengemeinden handelt. Zum anderen berät der Beirat den Vorstand im Blick auf die strategische Ausrichtung des SI: Welche Themenbereiche sollten bearbeitet werden, wie sollte das Verhältnis von Grundlagenforschung und Auftragsforschung sein, welche Publikationsstrategie sollte verfolgt werden?
Wie ist dabei Ihre Rolle als Vorsitzender?
Zentrale Aufgabe ist es die Sitzungen entsprechend vorzubereiten, zu moderieren und dann die Arbeit des Beirats im Vorstand zu vertreten, denn als Beiratsvorsitzender bin ich stimmberechtigtes Mitglied des Vorstands und somit also die „Schnittstelle“. In Abstimmung mit dem Vorstand kümmere ich mich auch darum, dass die für die Beiratsarbeit erforderliche Expertise im Beirat durch Kolleg:innen abgedeckt ist und ggf. Nachberufungen zu begleiten. Weiterhin gehört das Nachdenken über wichtige Aspekte für die weitere Arbeit des SI z.B. im Blick auf Vernetzungen mit Universitäten bzw. Hochschulen dazu.
Zur Person

Johannes Eurich (geb. 1962) studierte Theologie und arbeitete einige Jahre im Pfarrberuf. Nach seiner Rückkehr in die Akademie führten ihn sein Weg über die Ruhr-Universität Bochum an die Ruprecht Karls Universität Heidelberg, wo er heute die Professur für Praktische Theologie und Diakoniewissenschaft inne hat. Er war bis 2024 Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche in Baden und ist Mitglied des Kammernetzwerks der EKD.
Wie blicken Sie auf die derzeitige Arbeit des SI? Was fällt Ihnen ggf. auf?
Zunächst einmal ist hervorzuheben, dass das SI eine hohe Reputation hat und während der vergangenen 2 1/2 Jahrzehnte eine herausragende Rolle in der empirischen Erforschung kirchlicher Handlungsfelder hatte. Ich denke z.B. an die Reihe SI-Diskurse. Hier ist neben Auftragsforschung z.B. zu City-Kirchen und Tourismus auch Wegweisendes zum Sozialraum und kirchlichem Engagement darin, zur Situation der Kirchengremien und Fragen der Kirchenentwicklung zu finden. Daneben erarbeitet das SI aktuelle Studien, die – wie es bei der Migrationsdebatte und der Studie zu Kirchenaustritten der Fall war – es in den öffentlichen Medien bis in renommierte Tageszeitungen geschafft haben, weil sie für die Gesellschaft wichtige Erkenntnisse bereitgestellt haben. Es liefert damit für die Unterfütterung der öffentlichen Wahrnehmung des Protestantismus immer wieder hochrelevante Befunde.
Wo sehen Sie den Weg des SI in der näheren Zukunft?
Ich will betonen, dass das SI beides weiter bespielen sollte: Grundlagen- und Auftragsforschung. Wichtiger wird künftig aus meiner Sicht, eine stärkere Vernetzung der Forschungsarbeit des SI mit Universitäten bzw. Hochschulen. Zum einen, weil Uni-Institute in der Regel in der Akquise von großen drittmittelgeförderten Forschungsprojekten mehr Erfahrung haben und zum anderen, weil eine Vernetzung auch angesichts zu erwartender finanzieller Rückgänge Vorteile bietet. Ebenso könnte diskutiert werden, ob das SI mit Analysen für den kirchlichen Transformationsprozess gezielter eingebunden werden könnte.

Beirat bei der Arbeit (v.l.n.r.): Prof. Dr. Christel Gärtner, Prof. Dr. Georg Lämmlin (Direktor des SI), die Mitarbeitenden David Samhammer, Fabian Haefke und Veronika Eufinger, Prof. Dr. Johannes Eurich, Prof. Dr. Eberhard Hauschildt, Prof. Dr. Andreas Busch. Es fehlt: Prof. Dr. Sabrina Müller.
Welche Rolle sollte es, aus Ihrer Sicht, in der kirchlichen Öffentlichkeit spielen?
In der kirchlichen Öffentlichkeit ist das SI gut bekannt. Es bedient die kirchlichen Printmedien und hat eine gute Medienpräsenz. Das SI gibt z.B. auch das Jahrbuch Sozialer Protestantismus mit heraus. Zudem hat das SI auf die Digitalisierung reagiert und bietet z.B. interessante Podcasts an, das ist ein sehr gut geeignetes Medium, um wissenschaftliche Ergebnisse anschaulich zur Verfügung zu stellen.
Das SI, wie wir es heute kennen, hat im letzten Jahr Geburtstag gefeiert: 25 Jahre! Was würden Sie zu einer (nachträglichen) Party mitbringen?
Eine Auszeichnung für aktuelle und zeitgemäße Erforschung kirchlicher Praxis.
Wir danken Ihnen für das Gespräch, Prof. Eurich!