
Empirische Begleitforschung durch das SI
In der aktuellen Übergangsphase der Kirche gewinnt Evaluation als empirische Begleitforschung eine neue Bedeutung. Viele Gliedkirchen der EKD nehmen ihre bisherigen Arbeitsformen kritisch in den Blick und suchen gezielt nach neuen Sozial- und Organisationsformen, oft in Gestalt von Pilotprojekten oder Freiräumen zum Experimentieren.
An dieser Stelle kommt Evaluation als empirische Begleitforschung ins Spiel. Mit einem individuell abgestimmten Methoden-Set untersucht sie das kirchenentwicklerische Potential der jeweiligen Projekte und nimmt relevante Gelingensfaktoren unter die Lupe. Dabei hat das SI-Evaluationskonzept drei Ebenen im Blick:
- Als summative Evaluation erlaubt die Begleitforschung Aussagen über die Zielerreichung auf Grundlage festgelegter Kriterien. Das ermöglicht kirchenleitenden Gremien Entscheidungen über die Weiterführung bestimmter Projekte (Entscheidungsfunktion).
- Als formative Evaluation leistet die Begleitforschung einen Beitrag zum Lernen der Organisation, indem Wissen für die Verbesserung und adaptive Weiterentwicklung des jeweiligen Handlungsfeldes bereitgestellt wird (Lernfunktion).
- Als transformationsorientierte Evaluation untersucht sie das Potential der untersuchten Projekte bzw. Handlungsfelder für eine neue Gestalt der Kirche (Entwicklungsfunktion).
Lernen Sie hier ausgewählte Arbeiten des Projekts kennen:
Der Sauerteig-Effekt
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) erkundet seit 2016 mit dem Programm der „Erprobungsräume“ Formen des kirchlichen Lebens jenseits der klassischen Ortsgemeinde. Erprobungsräume verfolgen ein doppeltes Ziel. Einerseits sollen exemplarisch neue christliche Sozialformen in säkularen Kontexten erprobt werden. Andererseits sollen diese keine isolierten Innovationsinseln bilden, sondern Einfluss auf die gesamtkirchliche Entwicklung gewinnen. Wie sich bei einem Erprobungsraum in Thüringen dieses durchaus spannungsvolle „Sowohl-als-auch“ verhält, zeigt eine empirische Tiefenbohrung von Philipp Elhaus und Dr. Gunther Schendel. Dabei werden auch Konturen eines kirchlichen Innovationsmanagement sichtbar.
Die zweite Pulsmessung
55 Weisen, kirchliche Innovation zu erproben: So lassen sich die Erprobungsräume der Evangelischen Kirchen in Mitteldeutschland auf den Punkt bringen. Das Programm wurde 2016 gestartet und soll innovative Wege der Kirchenentwicklung jenseits der herkömmlichen Ortsgemeinde erkunden. Seit 2017 ist das SI an der Evaluation beteiligt und hat aktuell unter anderem die Durchführung eines jährlichen Monitorings übernommen. Jetzt liegen die Ergebnisse der zweiten „Pulsmessung“ vor. Sie zeigen: Die allermeisten Projekte sind (jedenfalls aus subjektiver Perspektive) auf einem guten Weg. Zumeist haben sie ein klares Profil entwickelt, in dem sich sozialräumliche Kontextorientierung und Spiritualität verbindet. Sie sind Beispiele für ein „doing church“, in dem ein Gemeinde-Sein jenseits bisheriger Wege erkundet wird. Zugleich werden die spezifischen Beratungs- und Vernetzungsbedarfe solcher Innovationsformen deutlich.
Weitere Beispiele für eine entsprechende Begleitforschung finden Sie hier: