
Forschungsverbund „Kirchenmitgliedschaft und politische Kultur“
Ein interdisziplinärer Forschungsverbund, gefördert von der EKD, hat in den letzten zwei Jahren den Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, Vorurteilsstrukturen (gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, GMF) und politischer Kultur empirisch untersucht.
Ausgangspunkt des Interesses waren die in den vergangenen Jahren immer stärker zutage tretenden Prozesse gesellschaftlicher Polarisierung und Radikalisierung, die auch vor Kirchenmitgliedern und -gemeinden nicht Halt gemacht haben. Die Ergebnisse der bisherigen Forschung zu dieser Thematik sind teilweise widersprüchlich bis schwierig zu vergleichen, da unterschiedliche Konzeptualisierungen und Messungen des Religiositätskonstrukts herangezogen wurden.
Der Forschungsverbund „Kirchenmitgliedschaft und politische Kultur“ hat die beschriebene Problematik aus drei verschiedenen, sich dennoch ergänzenden sozialwissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet:
- Repräsentative Bevölkerungsumfrage zum Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilsstrukturen inkl. einer differenzierten Betrachtung und Konzeptualisierung des Religiositätsbegriffes: Prof. Dr. Gert Pickel, PD Dr. Oliver Decker und Dr. Alexander Yendell von der Universität Leipzig; von der Universität Luzern Prof. Dr. Antonius Liedhegener; von der Universität Bern Prof. Dr. Stefan Huber und von der Universität Duisburg-Essen Prof. Dr. Susanne Pickel.
- Diskursanalytische Studie zu religiösen bzw. theologischen Argumentationsmustern in (rechts-)populistischen Narrationen und Narrativfragmenten (u. a. Hate Mails): Prof. Dr. Kristin Merle von der Universität Hamburg und ihre Mitarbeiterin Anita Watzel.
- Ethnographische Gemeindestudie zum Umgang mit politisch-kulturellen Herausforderungen in Kirchengemeinden: Prof. Dr. Claudia Schulz von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg mit den Mitarbeiterinnen Manuela Barriga Morachimo und Maria Rehm.
Der Forschungsverbund wird von einer EKD- Steuerungsgruppe beraten und begleitet:
- Dr. Antje Buche, Studienzentrum der EKD für Genderfragen, sozialwissenschaftliche Studienleitung,
- Henning Flad, Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAG K+R), c/o Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Projektleitung,
- OKR’in Dr. Dorothee Godel, Kirchenamt der EKD, Abteilung Öffentliche Verantwortung,
- Ruth Heß, Studienzentrum der EKD für Genderfragen, theologische Studienleitung,
- Dr. habil. Hilke Rebenstorf, Sozialwissenschaftliches Institut der EKD, wissenschaftliche Referentin,
- Prof. Dr. Peter Rieker, Universität Zürich, Institut für Erziehungswissenschaft,
- Dr. Christian Staffa, Evangelische Akademie Berlin, Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche.
Veröffentlichungen
Das Buch zur Studie wird Anfang April beim EVA-Verlag veröffentlicht.
Am 16. und 17. Mai 2022 findet in Berlin eine geschlossene Fachtagung statt, bei der diese Studie vorgestellt und aus Perspektive von Wissenschaft und Praxis kritisch diskutiert wird. Dabei sollen die Bedeutung der Studienergebnisse für kirchliche Handlungsformen und -schwerpunkte ausgelotet werden. Zu den Zielgruppen der Tagung gehören Fachwissenschaftler*innen aus Theologie, Sozial- und Geisteswissenschaften als auch Personen aus der Praxis und leitende kirchliche Vertreter*innen. Sollten Sie Interesse an der Tagung haben, können Sie sich gern bei Frau Dr. Jil Weisheit (jil.weisheit@si-ekd.de) melden.