Über Anfang und Ende des Lebens als gesellschaftspolitische Herausforderung
Leihmutterschaft ist ein kontroverses Thema. Dabei ist die juristische Lage eindeutig: In Deutschland ist sie verboten. Trotzdem existiert Leihmutterschaft auch in Deutschland, durch die Möglichkeit sie in anderen Ländern durchzuführen und die Elternschaft im Nachhinein anerkennen zu lassen. Leihmutterschaft wird daher durchaus praktiziert, über Ländergrenzen hinweg und in unterschiedlichen kulturellen Kontexten in verschiedenen Formen. Zuletzt gab es vermehrt Stimmen, die sich offen für eine Legalisierung der Leihmutterschaft in Deutschland aussprechen und so das Thema wieder auf die Tagesordnung setzten.
Immer wieder gerät das Thema auch durch Skandale in den medialen Fokus. Zentral dabei ist die Sorge, dass Leihmutterschaft immer mit Ausbeutungsverhältnissen der Frauen einher ginge und dass Kinder durch die kommerziellen Absichten zur Ware würden. Dem entgegen steht das Leid ungewollt kinderloser Paare oder Einzelpersonen, die aus medizinischen oder sozialen Gründen keine Kinder bekommen können. Es sind diese vielen Perspektiven, die aus den Sorgen, Wünschen und Vulnerabilitäten entstehen, die das Thema so komplex und eben auch so kontrovers machen.
Moderne Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin, wie die In-vitro-Fertilisation, in Kombination mit Eizellen- und Samenspenden, ermöglichen eine Befruchtung von Eizellen außerhalb des Körpers. Zwischen der Leihmutter und dem Kind muss auf diese Weise keine genetische Verwandtschaft bestehen. Die Spenden von Eizelle und Samen können ebenfalls von Dritten stammen ebenso wie auch in Gänze oder teilweise von den intendierten Eltern. Welche Rolle spielt genetische Verwandtschaft für den Kinderwunsch dann noch? Klar ist: Leihmutterschaft fordert bestehende Konzepte von Familie und Elternschaft heraus. Für Debatten eine fundierte Grundlage zu schaffen ist das Ziel des Projekts.
Leihmutterschaft kann juristisch, politisch und ethisch-theologisch bewertet werden. Dabei ist sie immer eingebettet in einen diskursiven Raum, der geprägt ist von vielfältigen Blickwinkeln und normativen Vorstellungen. Es ist das Ziel einen empirischen Zugang zum Thema Leihmutterschaft zu ermöglichen im Kontext unterschiedlicher Vorstellungen von Familie, Eltern-, Mutterschaft und der Bedeutung des Kinderwunsches. Dafür wird ein qualitatives Vorgehen gewählt, dass sich mit der Durchführung einer Expertenstudie aktuell in der ersten Phase befindet.