
Der Trend zu Waldbestattungen ist Teil eines grundlegenden Wandels der Bestattungskultur. Er führt weg von der traditionellen Erdbestattung und hin zu einem deutlichen Schwergewicht bei den verschiedenen Formen der Urnenbestattung. Während die individuelle Urnenbeisetzung auf dem Friedhof sich noch in die traditionelle Erinnerungskultur der Verstorbenen einbinden lässt, wird dies bereits durch die anonymen Formen von Urnenbeisetzung auf dem Friedhof durchbrochen. Die Form der Waldbestattung schafft, wie die Seebestattung oder andere alternative Formen, eine Durchbrechung auch des Ortsbezuges, mit dem sich diese traditionelle Erinnerungs- und Trauerkultur verbindet. Es stellt sich dann die Frage, ob diese Bestattungsformen die kollektive Erinnerungs- und Trauerkultur zugunsten individualisierter Praxis (vollständig) auflösen, oder ob sich auch neue soziale und kollektive Formen herausbilden.
Mit dem Forschungsprojekt untersuchen wir insbesondere, ob sich hier Auswirkungen eines Mentalitäts- und Kulturwandelns hin zu einer Naturfrömmigkeit finden, die das Eingebundenseins des Lebens in einen „Naturkreislauf“ gegenüber christlichen Vorstellungen von Auferstehung und ewigem Leben präferieren. Welche pragmatischen und kulturellen Aspekte beeinflussen diesen Wandel beeinflussen und welche Vorstellungen von Tod und Leiblichkeit sind damit verbunden?
Mit Fokusgruppengesprächen wurden zunächst grundlegende Themen, Aspekte und Fragestellungen zur Waldbestattung erhoben und in Verbindung mit den konzeptionellen Fragen zu einem Fragebogen für eine repräsentative Bevölkerungsumfrage entwickelt. Die Umfrage wird im III. Quartal 2024 durchgeführt und anschließend ausgewertet.