Wie geht’s den evangelischen Kirchengemeinden?

Hintergrundbild

Repräsentative Befragung sieht positive Zukunftsperspektien

“Kirchengemeinden sind nicht nur die Basis der Kirche, sie haben eine wichtige soziale Funktion im Gemeinwesen”, sagt Gerhard Wegner, Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD (SI). Vor allem das zivilgesellschaftliche Potenzial der Kirchengemeinden ist ? trotz der demografischen Probleme ? beachtlich. “Rund ein Viertel aller Kirchengemeinden weist ausgesprochen positive Zukunftsperspektiven auf, etwa ein weiteres Viertel positive”, betont Wegner. Die Gründe dafür sind, so Soziologin und Projektleiterin Hilke Rebenstorf: eigene Aktivitäten und Öffnung hin zu anderen gesellschaftlichen Gruppen sowie eine gute Selbstorganisation. Für die repräsentative SI-Studie wurden rund 1.500 Kirchengemeinden aus ganz Deutschland befragt.

“Auf die Fragen, was an der Basis passiert, wer die Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher sind, was sie bewegt und wie ihre inhaltliche Ausrichtung der Arbeit ist, gab es gut 50 Jahre lang keine gesicherten Antworten”, betont Soziologin und Mitautorin Petra-Angela Ahrens. Die Auswertung der SI-Studie ergab: Die Kirchenältesten sind überdurchschnittlich gebildet, berufstätig und in den sogenannten besten Jahren. Etwa ein Drittel ist noch in der ersten Amtszeit tätig. Besonders wichtig sind den Kirchenältesten folgende Aktivitäten: Konfirmandenarbeit, Gottesdienst, Gemeindebrief, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. “Das faktische Angebot an Arbeit mit Jugendlichen und mit Familien bleibt jedoch weit hinter der ihnen zugemessenen Bedeutung zurück”, gibt Soziologin Rebenstorf zu bedenken. Ursachen für negative Entwicklungen werden überwiegend auf gesellschaftliche Entwicklungen (demografischer Wandel, wachsende religiöse Indifferenz) sowie auf Spar- und Strukturmaßnahmen zurückgeführt. Den Grund für positive Entwicklungen sehen die Befragten in einer guten Organisation und einem guten Klima.

Die Stärkung des Zusammenhaltes ist den Kirchenältesten wichtig. Aber auch Neues zu entwickeln und eine Steigerung der Nutzerzahlen zu erreichen sind zentrale Anliegen. Das eigene Engagement wird überwiegend als bereichernd erlebt, das Klima als kooperativ. Große Unterschiede zwischen den Kirchengemeinden bestehen je nach Ortslage und Region. Der Typ der “zufriedenen Wachstumsgemeinde” findet sich überwiegend in (westdeutschen) Dörfern im städtischen Einzugsgebiet sowie in Großstädten. In Ostdeutschland konnten die Soziologinnen sowohl den Typ “Verhaltene optimistische Kirchengemeinde” identifizieren als auch den Typ “Phönix aus der Asche”, diese zahlenmäßig kleine Gruppe wagt einen Neuanfang und schreckt vor Konflikten nicht zurück.

Die Ergebnisse mit Schaubildern, Tabellen und einem einleitenden Kapitel, das sowohl auf den Forschungsstand der letzten Jahrzehnte als auch auf neuere Studien zur Kirchenmitgliedschaft eingeht, liegen jetzt als Buch vor:

Ahrens,Petra-Angela , Hilke Rebenstorf, Gerhard Wegner (2015),  Potenziale vor Ort – Erstes Kirchengemeindebarometer
Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig
ISBN 978-3-374-04106-0. 176 Seiten, Paperback: 14,90 € , zum Shop

Informationen zum Projekt

Hannover, 20. Mai 2015
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
SI der EKD
Renate Giesler