Organspende – Was die Spendenbereitschaft beeinflusst
Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts sieht in Kommunikation und Vertrauen wichtige Faktoren
Die tiefe Kluft zwischen den benötigten und den zur Verfügung stehenden Transplantationsorganen in Deutschland sollen neue gesetzliche Regelungen schließen. Der Bundestag debattiert am Donnerstag abschließend sowohl über die Widerspruchs- als auch über die Entscheidungslösung. Sofern die Freiwilligkeit im Zentrum steht, die mit dem Begriff der Spende verbunden ist, kommt der Frage der Spendenbereitschaft eine zentrale Bedeutung zu.
Deshalb muss die Aufmerksamkeit auf Faktoren gerichtet werden, die sich auf die Spendenbereitschaft auswirken.
Die Ergebnisse einer Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD zum Thema Engagement und Spendenbereitschaft legen nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen der Spendenbereitschaft und der Häufigkeit gibt, in der Menschen Gespräche zu sozialen Themen führen. Nach den Daten dieser Untersuchung aus dem Jahr 2016 liegt die Bereitschaft zur Organspende von Menschen, die sehr oft oder oft Gespräche zu sozialen Themen führen, bei einem Anteil von 54%; bei Menschen dagegen, die selten oder nie solche Gespräche führen, bei 30%. Dieser Aspekt kann deshalb als Faktor für die Spendenbereitschaft betrachtet werden. Dies gilt selbst dann, wenn möglicherweise der Zusammenhang umgekehrt sein sollte, dass Menschen mit Spendenbereitschaft häufiger darüber sprechen.
In jedem Fall kommt es darauf an, dass die Kommunikationsanlässe zum Thema Organspende verstärkt und vermehrt werden.
Insbesondere dürfte die Frage des Vertrauens in andere Menschen eine zentrale Rolle spielen: Bei der Gruppe der Misstrauischen („Man kann nicht vorsichtig genug sein“) liegt die Organspendebereitschaft bei nur 36% im Vergleich zu 50% der Befragten mit ausgeprägtem sozialen Vertrauen („Den meisten Menschen kann man vertrauen“).
Nach Ansicht von Georg Lämmlin, Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts, legt dieser Befund nahe, dass bei dem sensiblen Thema Organspende das „Vertrauen“ eine hohe Bedeutung hat: „Wenn der Aufbau von Vertrauen durch eine gesetzliche Regelung eher unterlaufen als gestärkt wird, könnte dies einen gegenteiligen Effekt auf die Spendenbereitschaft haben.“
Einen weiteren Zusammenhang zeigen die Daten im Blick auf die konfessionelle Bindung. Die Spendenbereitschaft konfessionell gebundener Menschen (evangelisch/katholisch) liegt danach bei 50%, während nur 39% konfessionell nicht gebundener Menschen dazu bereit sind, ein Organ zu spenden. Dies deutet darauf hin, dass die konfessionelle Bindung bzw. die damit verbundene Werte-Haltung ebenfalls von Bedeutung für die Spendenbereitschaft sein könnte. Daraus lässt sich schließen, dass Regelungen zur Organspende im Blick auf diese Werte-Haltungen sorgfältig abgewogen werden müssen.
Graphiken zur Pressemitteilung
Gabriele Arndt-Sandrock, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Prof. Dr. Georg Lämmlin, Direktor
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