Multi, trans oder inter – Hauptsache auf Augenhöhe!

Jana Laubert-Peters fragt sich, wie ihr Beruf in Zukunft wohl aussehen wird. „Ich würde gerne wissen, wie sich die Kirche strukturell weiterentwickelt“, sagt sie über die Motivation, mit der sie zur SI-Jahrestagung „Kirche im Team“ gekommen ist. Zugleich spricht sie in Ihrem Redebeitrag die Frage nach der Verbeamtung von Pfarrpersonen an. Laubert-Peters ist selbst Pfarrerin, seit fünf Jahres betreut sie eine Gemeinde in Meldorf in Schleswig-Holstein. Wie geht es vielen hier in der Evangelischen Akademie Hofgeismar, wo die Tagung stattfindet. Antworten erhalten die Teilnehmenden unter anderem von Tabea Spieß und Prof. Claudia Schulz, die eine neue Studie der EH Ludwigsburg vorstellen. Unter dem Titel „Interprofessionalität – Dimensionen beruflicher Vielfalt in der Kirche“ untersuchten die beiden Wissenschaftlerinnen Teams mit verschiedenen beruflichen Hintergründen in insgesamt drei Landeskirchen.

Prof. Dr. Claudia Schulz (links) und Tabea Spieß bei der Vorstellung der Studienergebnisse.
Eine wesentliche Erkenntnis: Allzu oft liegt der Fokus der Gemeinden auf der Sicherung der Versorgung, dass Gottesdienste, Beerdigungen und Trauungen durchgeführt werden. Innovative Konzepte kommen hier zu kurz. Dabei wäre der Bedarf groß, das wird in der anschließenden Diskussion deutlich. Doch dafür bedarf es an Augenhöhe, beispielhaft wird immer wieder die Zusammenarbeit von Diakon:innen mit Pfarrpersonen genannt.
„Gemeinde nimmt alles hin“
Prof. Schulz jedenfalls plädiert dafür den Menschen an der Basis etwas zuzumuten: „Die Gemeinde nimmt erstmal alles hin“, sagt sie und meint damit, dass es für viel Gläubige keine große Rolle spielt, ob ein:e examinierte Theolog:in vor ihnen steht oder nicht, das zeigten die empirischen Daten. Immer wieder fällt das lutherische Wort vom „Priestertum aller Getauften“. Darauf nimmt auch Dr. Adelheid Ruck-Schröder, Regionalbischöfin im Sprengel Hildesheim-Göttingen, Bezug wie auch auf die Frage nach der Verbeamtung von Pfarrpersonen. Sie spricht davon, dass eine „langfristig tragfähige Lösung“ gefunden wird, die den Pfarrpersonen „wirkliche Freiheit gibt“. Eine Frage zu der sich die zuletzt zur Präses in der Landeskirche Westfalens Gewählte kürzlich auch in einem Interview mit dem epd ausführlich geäußert hatte.
„Toll, ein anderer machts!“
SI-Direktor Prof. Dr. Georg Lämmlin hatte die rund 60 Teilnehmenden aus diversen Bereichen von Kirche Wissenschaft zuvor begrüßt und in seiner Ansprache spöttisch daran erinnert, dass „Team“ früher auch gerne als Kürzel für „Toll, ein anderer machts“ verstanden wurde. Dass dieser Witz heute etwas angestaubt wirke, zeige auch, dass der Zeitgeist sich gedreht habe und die meisten die Notwendigkeit echter gemeinsamer Arbeit erkannt hätten. Dabei sei es unerheblich, ob man von multi-, trans- oder interprofessionellen Teams spreche – wichtig sei die Betrachtung von Teams mit verschiedenen beruflichen Hintergründen und damit verbundenen individuellen Stärken.

Bischöfin Ruck-Schröder (mitte, stehend) im Gespräch mit Teilnehmenden, unter anderem mit dem Prälaten der Landeskirche von Kurhessen-Waldeck Burkhard zur Nieden (links).
Was das genau heißen kann und welche Voraussetzungen es noch braucht, dass konnten die Teilnehmenden im laufe der zwei Tagen der Tagung im Modus eines World Café, eines Gallery Walk und von Workshops erarbeiten. Jana Laubert-Peters wünscht sich jedenfalls eine Befreiung in Ihrer Tätigkeit, nicht nur von der Verbeamtung, sondern auch indem Sie eigene Stärken nach vorne stellen könne: „Dafür bin ich schließlich Pastorin geworden.“