Digitalisierung in Zeiten von Corona
Digitalisierung in der Kirche: vielfältige Erfahrungen und nachdenkliche Einschätzungen.
Eine internationale und ökumenische Studie zum kirchlichen Handeln in der Coronazeit
Das internationale ökumenische Forschungsprojekt CONTOC – Churches Online in Times of Corona – untersucht das kirchliche Handeln während der Corona-Pandemie. Digitalisierte Kommunikation ist in vielen Bereichen kirchlichen Lebens präsent. Die Pfarrpersonen und Seelsorgenden zeigen eine große Bandbreite unterschiedlicher und kreativer Umgangsformen mit der Krisensituation. In der Coronazeit stellt sich die Frage nach Aufgabe und Rolle der Kirche dringlicher als zuvor.
In den Medien wird die Rolle der Kirchen in Zeiten von Corona kontrovers diskutiert. Die Aussagen schwanken: Hier begeisterte Berichte über digitale Innovation und pastorale Erneuerung. Dort Vorwürfe wegen verpasster Chancen, Obrigkeitshörigkeit und unzureichender Glaubenskommunikation. Hier Anzeichen dauerhafter Kirchenreform, dort die Rede von ihrer fehlenden Systemrelevanz.
Was ist Ihre größte Lernerfahrung in Zeiten von Corona?
Das Forschungsprojekt CONTOC will es genauer wissen. Knapp 6.500 Pfarrpersonen und Seelsorgende aus über zwanzig Ländern haben Auskunft gegeben. Allein aus Deutschland liegen 3.960, aus Österreich 410 und aus der Schweiz 771 Antworten vor. Die hohe Zahl an Rückmeldungen auf den umfangreichen Fragebogen sowie zahlreiche ausführliche frei verfasste Kommentierungen erlauben einen tiefen Einblick in das Leben der katholischen, evangelischen und weiterer Kirchen vor Ort unter Corona-Bedingungen und darüber hinaus. Die Stimmen aus dem Kirchenalltag zeigen: Viel wurde gelernt. Es gibt aber auch großen Klärungsbedarf und eine hohe Reflexionsbereitschaft bei den Kirchenprofis.
Unterschiedliche und komplexe Erfahrungen und Einschätzungen
Die genaue Auswertung der Daten beginnt jetzt. Deutlich ist aber schon: «Es ist kompliziert.» Vereinfachende Schnellanalysen greifen zu kurz. Die kirchlichen Hauptamtlichen haben in Kooperation mit Ehrenamtlichen variantenreiche Formen digitaler Gottesdienst-, Seelsorge-, Bildungs- oder Diakonieangebote entwickelt und dabei sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Welche Bedeutung die Digitalisierung für die pastorale Arbeit hat und was jetzt für die zukünftige Arbeit in der Kirche getan werden soll, dazu gibt es zahlreiche und auch widersprüchliche Stimmen.
Ambitioniertes Forschungsvorhaben
Angesichts von vielen unterschiedlichen kreativen Versuchen, mit den Herausforderungen der Coronazeit in existenziell relevanter Weise umzugehen, öffnet sich ein weites Forschungsfeld.
Hier startet das Forschungsteam CONTOC mit der Auswertung der Daten: Welche Muster der Krisenreaktion lassen sich bei Seelsorgenden und Pfarrpersonen entdecken? Welche Rolle spielen dabei Fragen der Digitalisierung? Was sind die Konsequenzen für die Beteiligung Ehrenamtlicher und für die kirchlichen Berufe? Welche Perspektiven für die Kirchenentwicklung öffnen sich? Und wie stellt sich all dies im internationalen Vergleich dar, z. B. in Schweden ohne Lockdown, in Südkorea oder in Südafrika? Die Bandbreite der Ergebnisse verspricht wichtige Hinweise für die Beantwortung drängender Entwicklungsfragen der Kirchen.
Mehr Informationen: www.contoc.org
Für weitere Auskünfte stehen zur Verfügung:
- Prof. Dr. Thomas Schlag, thomas.schlag@theol.uzh.ch
Professur für Praktische Theologie, Universität Zürich
- Prof. Dr. Ilona Nord, ilona.nord@uni-wuerzburg.de
Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik, Uni Würzburg
- Dr. Sabrina Müller, sabrina.mueller@theol.uzh.ch
Zentrum für Kirchenentwicklung, Universität Zürich
- Prof. Dr. Georg Lämmlin, georg.laemmlin@si-ekd.de
Sozialwissenschaftliches Institut der EKD, Hannover
- Tit. Prof. Dr. Arnd Bünker arnd.buenker@spi-sg.ch
Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut, St. Gallen
- Prof. Dr. Wolfgang Beck beck@sankt-georgen.de
Lehrstuhl für Pastoraltheologie, Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen