Ergebnisse Verbundprojekt

Zwischen Nächstenliebe und Abgrenzung – Studienergebnisse aus dem Verbundprojekt veröffentlicht
In der EKD-geförderten Verbundstudie, die drei Jahre lang vom SI begleitet wurde, wird der Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilsstrukturen (z. B. Vorurteile gegenüber Geflüchteten oder Muslim*innen) anhand dreier Teilprojekte aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet.
Zentral waren dabei Fragen nach Religiosität und Vorurteil (Teilprojekt 1, repräsentative Bevölkerungsumfrage), nach religiösen bzw. theologischen Argumentationsmustern in populistischen Narrationen und Narrativfragmenten (Teilprojekt 2, Untersuchung von Beispielen der Online-Kommunikation) sowie zum Umgang mit politisch-kulturellen Herausforderungen in Kirchengemeinden (Teilprojekt 3, ethnographische Gemeindestudie).
Die Ergebnisse zeigen u. a., dass Kirchenmitglieder ebenso wie Nicht-Kirchenmitglieder nicht frei von Vorurteilen sind. Entscheidend im Hinblick auf Vorurteile ist die Form und Ausprägung der Religiosität. Kirchenmitglieder, die davon überzeugt sind, dass andere Religionen weniger wahr sind als ihre eigene, haben in vielen Bereichen mehr Vorurteile, wohingegen eine Offenheit gegenüber anderen Religionen Kirchenmitglieder tendenziell vor Vorurteilen schützt.
„Die Studie zeigt, wie in verschiedenen Kontexten auf vorhandene Bilder „des Fremden“ oder „der Eliten“ oder „des Nächsten“ zurückgegriffen wird. Damit werden Handlungsansätze für die evangelische Kirche in ihren Gemeinden, in ihren Internetdiensten, in der alltäglichen Begegnung erkennbar, aber auch die Grenzen des möglichen Diskurses“, so PD Dr. Hilke Rebenstorf, die als wissenschaftliche Referentin für Kirchensoziologie am SI den Forschungsverbund federführend begleitet hat. „Die Studien stellen fest, dass Menschen, bei denen der Glaube im Leben eine zentrale Rolle einnimmt, weniger Vorurteile haben – gegenüber Geflüchteten, Muslim*innen und anderen Gruppen, aber stärkere
Vorurteile gegenüber sexueller Vielfalt als die Bevölkerung im Durchschnitt“.
„Für das SI ist die Präzision, mit der das Thema Religiosität hier empirisch fassbar gemacht wird, besonders bedeutsam“, unterstreicht der SI-Direktor Prof. Dr. Georg Lämmlin. „Das Verhältnis von persönlicher und sozialer Religionspraxis und die Differenzierung in der religiösen Ausrichtung sind für uns nicht nur im Blick auf die Vorurteilsstrukturen relevant, sondern auch im Verhältnis zur Kirchenmitgliedschaft und zur Kirchenentwicklung.“