Muslim- und Islamfeindlichkeit bei jungen Menschen
Ausgangspunkt
Die öffentliche Debatte zu Muslimen bzw. dem Islam in Deutschland hat sich seit der sogenannten Flüchtlingskrise von 2015, als eine besonders hohe Zahl von vorrangig aus arabischen Ländern geflüchteten Menschen in Deutschland aufgenommen wurde, (wieder) verstärkt. Eine wesentliche Rolle spielt dabei der aufstrebende Rechtspopulismus/-extremismus, sichtbar auch in den Wahlerfolgen der AfD, die sich dezidiert gegen Islam und Muslime in der ‚deutschen‘ Gesellschaft positioniert. In jüngeren Forschungen, die mit der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) als Kennzeichen rechtspopulistischer bzw. rechtsextremer Orientierungen in Deutschland arbeiten, stellt Islamfeindlichkeit ein Element von GMF dar. Darin signalisieren die jüngeren Befragten im Vergleich zu den älteren eine größere Offenheit gegenüber Muslim*innen und deren Religion. Bisher ungeklärt ist die Frage, wie sich diese Wahrnehmungen und Einstellungen im Kontext religiös-kirchlicher Bezüge darstellen, insbesondere bei denen, die sich aktiv in die kirchliche Arbeit einbringen.
Zielsetzung
In Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej) wurde eine quantitative Befragung durchgeführt, die genaueren Aufschluss über die Verbreitung von Muslim- und Islamfeindlichkeit unter jungen Menschen geben soll. Ein besonderer Schwerpunkt liegt bei denen, die sich in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit bzw. bei kirchlichen Angeboten engagieren.
In ihrem Untersuchungsinteresse verbindet die bundesweite Studie kirchen- bzw. religionssoziologische, sozialpsychologische (Vorurteilsforschung) und politikwissenschaftliche Fragestellungen, die in Kombination mit dem Blick auf junge Menschen, zumal auf jene, die in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit bzw. in kirchlichen Angeboten aktiv sind, empirisches Neuland darstellen. Zugleich sind genauere Erkenntnisse über die Einstellungen und Wahrnehmungen zu Muslim*innen und Islam unter nicht muslimischen jungen Menschen auch von hoher gesellschaftspolitischer Relevanz, gilt doch gerade die jüngere Generation als Trendsetter für künftige Entwicklungen.
Ergebnisse
Die Befragung wurde in den Monaten Februar bis April 2021 durchgeführt. Die Erstveröffentlichung von Ergebnissen wurde von Olga Janzen in Form einer Broschüre verfasst, unter der Zusammenarbeit mit Petra-Angela Ahrens und Onna Buchholt: “Islam- und muslim*innenfeindliche Einstellungen bei jungen Menschen und die Rolle von Religiosität, Kontakt und politischer Orientierung: eine empirische Studie”
Die empirische Studie ist ein Teilprojekt des „Kompetenznetzwerks zur Prävention von Muslim- und Islamfeindlichkeit“, das u.a. über das Programm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wird. Die Ergebnisse werden der interessierten (Fach-)Öffentlichkeit vorgestellt und sollen für die Arbeit des Kompetenznetzwerks fruchtbar gemacht werden.
Ansprechpartnerin im SI: OKR’in Petra-Angela Ahrens